Ein Ausflug zur Touriststation Abisko in Lappland im März 2014

 

Im März 2015 fuhr ich mit meinem braven Skoda Oktavia 3000 km vom Bodensee über Puttgarden, durch Schweden nach Lappland, genauer gesagt in die Eisenerzstadt Kiruna.

3000 km, eigentlich ein Wahnsinn, aber ich liebe den schwedischen Inlandsvegen 45, diese endlose Straße durch endlose Wälder und so nahm ich die Strapazen einer Alleinfahrt gerne auf mich.

Hatte ich gleich von Beginn an in Skandinavien Schnee erwartet, so war ich doch seltsam berührt im März bis weit über Göteborg hinaus viele grüne Wiesen zu sehen. Erst ab Mora am Siljan See zog sich eine durchgehende Schneedecke über das Land. Doch auf den Seen und an den Flüssen hatte sich meist nur am Ufer eine dünne Eiskruste gebildet. Der dauerhafte Frost war ausgeblieben.

Kurz vor dem Polarkreis parkte ich auf diesem kleinen von Schnee frei geräumten Rastplatz.

Neben ihm ein Fluss, der trotz seiner geringen Strömung eisfrei geblieben war. Für diesen nördlichen Breitengrad war das sehr ungewöhnlich! Vor einigen Jahren waren solche Flüsse im März mit einer dicken Eisdecke bedeckt und wer mit der Pulka durch Skandinavien lief, konnte im allgemeinen Seen und Flüsse mit Skiern gefahrlos überqueren.

War es eine Wetterkapriole oder schon die Folge der Erderwärmung?

Die Turiststation Abisko, 100 km westlich von Kiruna entfernt, erreichte ich mittags bei herrlichstem Sonnenschein. Dort quartierte ich mich sofort ein.

Die Turiststation ist Fjällhotel und Wanderherberge zugleich. Der Standort ist geradezu ideal für Wanderungen in den Norden und Süden Lapplands. Besonders der Kungsleden, aber auch der Nordkalottleden werden von hier aus sowohl im Sommer als auch im Winter begangen. Wer gern Skitouren unternimmt oder nur einfach Ski alpin genießen will, besteigt den 1164 m hohen Njulla, den Hausberg von Abisko oder fährt einfach mit dem Lift zur der Aussichtsstation "Aurora Sky". Von hier aus kann man natürlich auf unbefestigten Pisten wieder ins Tal hinab fahren.

Aber schon einen Tag nach meiner Ankunft war die Landschaft in trübes Grau gehüllt und es begann heftig zu schneien.

In den nächsten Tagen unternahm ich auf meinen Langlaufskiern einige Touren im Abisko Nationalpark. In dem Schneetreiben war nicht der leiseste Ton zu hören und so marschierte ich durch eine watteweiche, traumhafte Winterlandschaft.

Immer wieder hatte ich nette Begegnungen, bei denen über das Wetter, den Schnee und den Trail gefachsimpelt wurde.

Das berühmte Startportal des Kungsleden in Abisko. Von hier aus schlängelt sich der nördliche Teil von Schwedens beliebtestem Wanderweg 440 km nach Süden bis Hermavan.

Zwei Tage schneite es, dann ließen die Schneefälle nach und sofort waren wieder die Schneescooter unterwegs und sorgten für passable Trails in die Berge.

Diesmal packte ich meine Pulka und lief auf Langlaufskiern auf einem solchen Scootertrail in das Karsavagge Tal.

Ziemlich anstrengend eine beladene Pulka den Berg hinauf zu ziehen. Hier teste ich meine neue Skibindung.

Auf der Hochebene ca. 250 m über dem Torneträsk. Leider zogen Wolken auf und es begann von Südwesten zu stürmen.

Die berühmte Lapplandpforte. Der Himmel verfinsterte sich und schon tobten die Winde.

Die nächsten Tage stürmte es stark aus Südwest. So unternahm ich nur Tageswanderungen im Schutz des Njulla Massivs. Ansonsten genoss ich das Hütten- und Gemeinschaftsleben in der Abisko Turiststation.

Dann endlich, als der Sturm etwas nachließ, packte ich meine Pulka erneut und unternahm eine Wanderung zu einer Insel auf dem Torneträsk. In einer windgeschützten Bucht baute ich mein Zelt, das Nammtj 3 GT von Hilleberg, auf. Es war ein kleiner Test zum Vergleich mit meinem Nallo 2.

Nach dem turbulenten Hüttenleben in Abisko tat mir die Ruhe und Einsamkeit auf dem See Torneträsk gut. Dieser See hatte eine dicke tragfähige Eisdecke, eine Folge der kalten stürmischen Winde vom Eismeer her. Nachts zerrte der stürmische Wind laut hörbar an meinem Zelt.

Ein frischer Wind aus Nordost jagt Wolken über den Torneträsk.

Zelten auf einer kleinen Insel. Ich genoss das winterliche Robinsonleben bei -5 ° C und testete meinen neuen Kocher und den Brennstoff. Vom Land her hörte ich die Detonationen der Lawinen-Sprengungen am Njulla. Nachts flammten grüne Polarlichter über dem See. Ein herrliches Schauspiel.

Wieder zurück in Abisko holte ich die Tourenskier aus dem Dachgepäckträger.

Die Sonne strahlte aus azurblauem Himmel. Mit jedem Tag wurde es wärmer.

Ich nahm die Tourenskier und stieg am Osthang des Njulla quer durch das Gelände den Berg hinauf.

Durch lockeren Birkenwald stieg ich den Hang zur Baumgrenze hinauf.

Blick auf die Turiststation Abisko am See Torneträsk. Rechts von der Station die Eisenbahnlinie und die Reichsstraße Kiruna - Narvik.

Föhnwolken künden einen Wetterwechsel an.

Vom Wind geformtes unruhiges Schneefeld beim Aufstieg auf den Njulla.

Nach 800 m Aufstieg die Endstation des Sesselliftes, auch als "Aurora Sky Station" bekannt. Hier kann man in klaren Nächten die Polarlichter besonders eindringlich erleben. Ich ging in das Restaurant, um mich ein wenig aufzuwärmen.

Die Hütte war gut besucht. Nach kurzer Zeit kam ich mit Harald, einem Schweden aus Östre Abisko, ins Gespräch. Er verbringt oft seine Freizeit in dieser Station und wandert ein wenig um den Njulla herum.

Unglaublich wie gut ein heißer Becher Kaffee schmecken kann.

Ohne Skier marschierte ich über gepressten und vereisten Schnee auf den Njulla zu.

Sturm aus Südwest brauste über die Höhen und hatte die Gipfel frei gefegt.

Blick zurück zur Aurora Sky Station. Am Horizont die alles beherrschende Lappland Pforte.

Von der Aurora Sky Station zum "Outdoor-Häuschen" war es ein weiter Weg. Nicht gefahrlos, wenn es schneite oder stürmte.

Der Abisko Canyon ist Teil des Abisko Nationalparks. Eine geschlossene Eisdecke hatte sich hier noch nicht gebildet.

Das ist Jang, der freundliche Südkoreaner, dessen Bekanntschaft ich in der Turiststation gemacht hatte. Er war leidenschaftlicher Fotograf und eigens aus Südkorea angereist, um die Polarlichter zu fotografieren.

Hier ein Foto von mir auf Skiern und Pulka vor den zusammengeschobenen Schneebergen der ersten Woche, aufgenommen von Jang,

Aufbruch zu einer 3 Tagestour auf dem Torneträsk.

Diesmal laufe ich unter strahlend blauem Himmel und bei 5 ° Wärme 20 km weit in den äußersten Nordwesten des Sees.

Erste Föhnwolken ziehen auf. Der Berg rechts ist der Njulla, auf den ich schon einige schöne Skitouren unternommen hatte.

Mein erstes Zeltlager dicht an der norwegischen Grenze.

Noch einmal die den Samen so heilige Lapplandpforte, gesehen vom westlichen Torneträsk aus.

Mein zweites Lager in der Nähe der Pano Hütte. In der Grube am Zelteingang lag meine Kochstelle.

Mittlerweile war das Thermometer auf fast 8° C geklettert und der Schnee begann rasant zu schmelzen. Schnell bildete sich ein dicker Eisdeckel. Auf grund der Wetterprognose, die weiterhin Wärme vorhersagte, entschloss ich mich, aufzubrechen und die Heimreise anzutreten.

Auf der Heimreise sah ich hoch im Norden immer wieder Flüsse, die nicht zugefroren waren. Langsam war ich überzeugt, dass es sich um die Folgen der Klimaerwärmung handelte. Extreme Schneefälle, extreme Stürme und eine extreme Erwärmung waren ihre Boten.

Ich reiste wieder auf der E 45 durch Schweden zurück. Fast alle größeren Städte schaute ich mir nun genauer an, hier zum Beispiel Östersund.

Auf der Fähre im Hafen von Helsingborg.

Nach 4 Tagen gemütlicher Autofahrt kam ich wieder wohlbehalten in der Heimat am Bodensee an.

Wenn ich auch wetterbedingt nicht alle meine Pläne umsetzen konnte, so habe ich doch in Abisko sehr schöne Tage erlebt. Einen Winterurlaub ist Abisko allemal wert.

Es grüßt euch herzlich Klaus!